Am 07.12.2025 hat die Anti Ableistische Aktion Ruhr eine Kundgebung gemacht.
Das war in Essen.
Die Kundgebung war zum internationalen Tag der Behinderung.
Dafür hat Koi eine Rede geschrieben.
Die könnt ihr hier lesen.
Ein Hinweis zuvor:
– Ich verwende in der Rede den Begriff „CIMND*“. Das steht für chronisch krank, Krüppel, psychisch krank, Verrückt bzw. Mad, neurodivergent, T*taub, behindert und von Ableismus betroffen.
– Die CNs, also Inhaltshinweise, für die Rede sind: Ableismus und Queer/LGBTQIANP+feindlichkeit im Gesundheitssystem, fehlende Therapie- und andere Plätze, gefährliche Medikamentenverschreibungen, fehlende Unterstützung, Geldsorgen, Suizidalität
Ich sage kurz in Einfacher Sprache, worüber ich gleich spreche.
Ich warte sehr lange auf Hilfe.
Zum Beispiel Hilfe von Ärzt*innen.
Ich bekomme keinen Termin.
Viele nehmen keine neuen Personen auf.
Manchmal sind die Ärzt*innen auch zu weit weg.
Ich wohne auf dem Land.
Ich habe nicht immer ein Auto.
Dann komme ich oft nicht da hin.
Und ich habe Depressionen und Migräne.
Die Krankheiten kommen plötzlich.
Oder werden plötzlich schlimmer.
Das macht es beides auch schwer, zu Terminen zu gehen.
Ich weiß aber nicht immer rechtzeitig, ob ich zu einem Termin hingehen kann.
Wenn ich nicht rechtzeitig absage, muss ich viel Geld zahlen.
Ich muss Medikamente nehmen.
Sie haben oft schwere Nebenwirkungen.
Sie helfen mir kaum.
Manchmal bekomme ich sogar gefährliche Kombinationen.
Kein Mensch sagt mir:
Das ist gefährlich.
Das oder das könnte auch gehen.
Ärzt*innen und andere Personen glauben mir oft nicht.
Sie sagen: Das hast du nicht.
Dann zeigt sich: Doch, ich habe es.
Und ich höre immer wieder: Da kann ich nichts tun.
Ich werde oft falsch angesprochen.
Mit falscher Anrede.
Und falschen Pronomen.
Oder mit falschem Namen.
Menschen respektieren mich nicht.
Das verletzt mich.
Es macht meine Depression schlimmer.
Ich werde von Ämtern hin und her geschickt.
Ich weiß nicht, wie es weitergeht.
Ich habe Angst vor der Zukunft.
Wenn ich daran denke, werde ich verzweifelt.
Ich fühle mich oft allein und hilflos.
Ich versuche, alles zu verdrängen.
Aber es klappt nicht gut.
Ich wünsche mir Veränderung.
Schon lange.
Ich hoffe weiter, dass sich etwas ändert.
Jetzt kommt die Rede in Schwerer Sprache.
Tage, Monate, Jahre.
Tage, Monate, Jahre warte ich auf einen Termin, warte ich darauf einen Platz auf einer Warteliste zu bekommen.
Aber ich krieg keinen.
Die Listen sind zu – auf Monate, auf Jahre.
Die wenigen Plätze eh weit weg.
Ohne Auto oder stets verfügbares Auto und mit Depression, Migräne und dahingehend ähnlich hilfreichen Gegebenheiten in meinem Leben, wird jeder Termin zur Hürde. Wenn eins denn mal das große Glück hat oder hätte, einen Platz zu bekommen.
Gerade, wenn eins auch noch bezahlen soll, wenn ein Termin nicht eingehalten werden kann – egal ob das an einer Migräneattacke oder was anderem liegt, dann scheint mir die Hürde fast unüberwindbar. Alle Plätze mit solchen Regelungen fallen prinzipiell auch noch weg aus dem winzigen Strauß an verfügbaren Plätzen. Weil ich nicht 48h vorher schon absagen kann, weil Depression, Migräne und andere Erkranungen leider nicht vorher ankündigen, wann sie an die Tür klopfen oder mit der Tür ins Haus fallen.
Wir merken also: Ihr müsst „gesund“ genug sein, um ärztliche Betreuung haben zu können – oder genug Geld. Wenn beides fehlt, heißt’s halt Pech gehabt.
Tage, Monate, Jahre nehme ich Medikamente, mit für mich schlimmen Nebenwirken, die mehr Leid verursachen, als dass sie helfen.
Und keins erwähnt Alternativen.
Tage, Monate, Jahre nehme ich Medikamente, deren Kombi gefährlich – sogar tödlich – sein kann.
Und keins sagt mir das.
Fast wird mit eine zu hohe Dosis von einem Medikament verschrieben, weil die Ärztin vergessen hat, was sie mir zuvor bereits verschrieben hatte.
Aber hey, das kann ja mal passieren I guess. /s
Tage, Monate, Jahre höre ich: „Ja, aber das hast du nicht.“ oder „Das ist viel zu selten.“.
Und dann hab ich es doch.
Oder es wird nach einem kurzen Blick ins Internet und was Erkrankung xy bedeutet direkt behauptet, das sei ja nicht möglich, dass ich das hab. Während es zu meinen Symptomen heißt: „Da kann ich leider nichts machen.“ Aber ich soll trotzdem alles halbe Jahr kommen um mir das gleiche wieder anzuhören.
Tage, Monate, Jahre darf ich mich Misgendern und Deadnamen lassen. /s Ertrage ich Queer/LGBTQIANP+feindlichkeit – in Praxen, in Ämtern, so ziemlich überall. Und darf mir dann anhören: „Das musst du halt aushalten.“
Immer wieder schön, wenn die, die dir eigentlich helfen sollen, deine Depression und deine Suizidalität verschlimmern. /s
Tage, Monate, Jahre weiß ich nicht wie es weiter gehen soll.
Weil ich vom Arbeitsamt zum Sozialamt zum Jobcenter und wieder im Kreis geschickt wurde. Ohne Ergebnis. Nur Ungewissheit bleibt. Und die Angst vor der Zukunft, wenn das Ersparte endgültig aufgebraucht ist.
Was ist dann? – Ich weiß es nicht.
Ich versuche nicht daran zu denken, denn wenn ich das tu, ist da nur Verzweiflung und suizidale Gedanken schleichen sich ein und beißen sich fest.
Tage, Monate, Jahre fühle ich mich hilflos und allein gelassen und weiß nicht weiter.
Tage, Monate, Jahre lerne ich Verdrängen. Aber richtig verdrängen klappt hier nicht – nur an den Rand schieben und sich so gut es geht ablenken.
Tage, Monate, Jahre wird es so weiter gehen.
Tage, Monate, Jahre wünsche ich mir Veränderung.
Tage, Monate, Jahre sehe ich keine.
Auch nicht, wenn einmal im Jahr CIMND* Thema in mainstreamigen Medien ist.
Tage, Monate, Jahre hoffe ich trotzdem, dass sich endlich etwas ändert.
/s heißt: Sarkasmus











































