Wir fahren zusammen. Das ist der Name von einer Kampagne von Fridays for Future und ver.di.
Fridays for Future heißt: Freitage für die Zukunft.
Das sind Gruppen, die sich für Klima•Gerechtigkeit einsetzen.
Ver.di ist eine Gewerkschaft.
Eine Gewerkschaft kämpft für bessere Arbeits•Bedingungen.
Im Januar gab es ein Treffen von „Wir fahren zusammen“ Bonn. Solveïg hat da über Barrierefreiheit in Bussen und Bahnen gesprochen.
Am 1. März gab es einen Klima•Streik. An dem Tag haben auch Bus- und Bahn•Fahrer*innen gestreikt. Streiken heißt, nicht zu arbeiten, um für bessere Arbeits•Bedingungen zu kämpfen.
Da haben Steve, Lena und Solveïg eine Rede gehalten. Hier kommt die Rede in Einfacher Sprache:
Hallo!
Wir sagen kurz, wer wir sind.
Wir sind:
Steve
Steves Pronomen sind er | ihm. Ihr könnt also über Steve sagen: Er ist Schwarz. Ihm ist es wichtig, gegen Rassismus zu kämpfen. Er ist im BI_PoC Kollektiv aktiv. Auf dem Foto hat er eine gelbe Warn-Weste von ver.di an und spricht am Mikrofon.
Lena
Lenas Pronomen sind sie | ihr und dey | deren. Ihr könnt also über Lena sagen: Sie ist weiß. Oder: Dey ist weiß. Lena ist mit Rollstuhl unterwegs. Ihr Rollstuhl ist blau. Ihr könnt auch sagen: deren Rollstuhl ist blau. Auf dem Foto redet Lena vorne auf der Bühne. Solveïg steht daneben.
Solveïg
Solveïgs Pronomen sind hen | hens. Oder Ihr sprecht über Solveïg ohne Pronomen. Ihr nutzt einfach hens Namen. Ihr könnt zum Beispiel sagen: Solveïg ist weiß. Lena und Steve sind Solveïgs Freund*innen. Ihr könnt auch sagen: Hen ist weiß. Lena und Steve sind hens Freund*innen.
Solveïg ist dick und trägt eine Brille. Auf dem Foto spricht hen am Mikrofon und schaut aufs Handy.
Lena und Solveïg sind bei der Disability und Mad Pride Bonn aktiv.
Steve ist beim BI_PoC Kollektiv aktiv.
BI_PoC steht für Black, Indigenous und People of Color.
Black heißt Schwarz.
Indigenous heißt Indigen.
People of Color heißt Personen von Farbe. Das ist eine Selbst-Bezeichnung. Das Wort „People of Color“ beschreibt alle Personen, die Rassismus erleben.
Solveïg
ÖPNV heißt: Öffentlicher Personen-Nah-Verkehr. Busse und U-Bahnen gehören zum ÖPNV.
Im ÖPNV arbeiten viele Menschen – Bus-Fahrer*innen, Bahn-Fahrer*innen, Techniker*innen, Reinigungs-Kräfte und viele mehr. Diese heißen auch: Beschäftigte.
Wir sprechen jetzt über Barriere-Freiheit in Bussen und Bahnen.
Das hat viel mit den Arbeits-Bedingungen der Beschäftigten zu tun.
Ich bin autistisch. Ich lebe mit ADHS.
- ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit Hyperaktvitäts-Störung.
- Menschen, die mit ADHS leben, können Informationen schlecht filtern. Sie haben Probleme damit, zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht.
- Menschen mit ADHS und autistische Menschen nehmen oft sehr viel wahr – sie sehen, hören, riechen und fühlen sehr viel. Das zu filtern und zu sortieren, ist sehr anstrengend. Sie schalten dann manchmal einfach ab (Rede-Wendung). Wenn sie dann einen Kranken-Wagen hören, können sie nicht so schnell reagieren. Oder wenn sie dann einen Bus sehen, dann wissen sie nicht direkt, welcher Bus das ist und ob das der Bus ist, den sie nehmen wollen.
Es ist sehr anstrengend für mich, mit dem Bus oder mit der Bahn zu fahren. Aber ich könnte nicht ohne Bus und Bahn leben.
Es verwirrt mich, wenn sich der Fahr-Plan ändert.
Es ist schwierig für mich, pünktlich an einer Halte-Stelle zu sein.
Es ist wichtig, dass viele Busse und Bahnen fahren.
Dann ist es nicht so schlimm, wenn ein Bus ausfällt. Der nächste kommt dann ja schon kurz danach.
Dafür braucht es bessere Arbeits-Bedingungen.
Heute ist das ganz anders.
Heute gibt es zu wenig Beschäftigte.
Viele sind krank. Viele haben nur wenig Pause. Viele bekommen nicht für ihre ganze Arbeit Geld. Bus-Fahrer*innen müssen ihren Bus noch zurück fahren, auch wenn ihre Arbeits-Zeit eigentlich schon vorbei ist.
Busse und Bahnen sind oft sehr voll. Manchmal berühren sich Menschen, obwohl sie das gar nicht wollen.
Es gibt Streit. Es gibt oft Probleme.
Ich kann nicht Bus fahren, wenn sie so voll sind. Ich muss meinen Tag so planen, dass ich dann Bus fahre, wenn die Busse leerer sind. Darum komme ich oft zu spät. Oder ich muss ganz Zuhause bleiben.
Das ist schlecht für meine Arbeit und mein Studium. Ich habe dann weniger Geld. Ich kann dann schlecht teilhaben.
Beschäftigte von Busse und Bahnen müssen genug Geld bekommen.
Sie müssen gute Arbeits-Bedingungen haben.
Behinderte Menschen sind auch Beschäftigte.
Wir müssen hier an sie denken.
Steve
Die Mobilitäts-Wende geht nur mit den Bus- und Bahn-Fahrer*innen.
- Mobilitäts-Wende heißt: Wir ändern unsere Mobilität. Wir fahren zum Beispiel weniger mit dem Auto. Wir fahren mehr mit Bussen und Bahnen. Eine Mobilitäts-Wende ist sehr wichtig für den Klima-Schutz. Mobilitäts-Wende bedeutet, dass sich die Gesellschaft ändert.
Aber es geht nicht nur um Klima-Schutz. Es geht nicht nur um uns.
Es geht vor allem um die Beschäftigten von Bussen und Bahnen.
Viele Menschen, die in Bussen und Bahnen arbeiten, sind BI_PoC.
Viele sind nicht in Deutschland geboren.
Sie arbeiten mit sehr schlechten Arbeits-Bedingungen:
– Sie arbeiten mehr, als sie eigentlich müssen.
– Sie können nicht genug schlafen. Manchmal sind sie gar nicht lange genug Zuhause, um genug zu schlafen.
– Sie müssen oft sehr lange ohne Pause arbeiten.
– Sie haben wenig freie Tage.
Mein Vater ist nach Deutschland geflüchtet. Er hat bei der Post gearbeitet.
Als ich ein Kind war, habe ich ihn fast nie gesehen. Er war nur dann Zuhause, wenn ich in der Schule war.
Er hat bis heute Rücken-Probleme.
Es gibt viele migrantische Menschen und BI_PoC wie meinen Vater. Sie arbeiten sich selber kaputt, damit unsere Gesellschaft funktioniert.
Das macht sie oft körperlich und psychisch krank.
Sie bekommen zum Beispiel Depressionen.
Sie haben Stress durch die Arbeit und die Angst, nicht genug Geld für die Familie zu haben.
Gute Arbeits-Bedingungen sind sehr wichtig. Beschäftigte sollen weniger arbeiten müssen.
Damit die Menschen, die Bus- und Bahn-Fahren möglich machen, nicht krank werden.
Lena
Für viele behinderte Menschen ist es sehr schwer, Bus und Bahn zu fahren.
Ich erzähle jetzt mal, was daran schwer ist, wenn ich mit einem Rollstuhl unterwegs bin.
Ich kann dann besser Bus fahren als Bahn fahren.
Bei den U-Bahnen gibt es Halte-Stellen, wo es keinen Aufzug gibt. Da muss ich dann eine Halte-Stelle davor oder danach einsteigen.
Die Straßen-Bahnen haben oft die Türen weit über dem Geh-Weg. Da komme ich dann nicht rein. Oder nur mit Hilfe. Das ist dann aber gefährlich.
Für blinde und seh-behinderte Menschen ist es schwer, wenn es keine Informationen gibt, die sie hören können. Ihr kennt vielleicht die gelben Schalter, die es jetzt an immer mehr Halte-Stellen gibt. Wenn Ihr da drauf drückt, werden Euch die nächsten Busse und Bahnen angesagt. Das ist super. Für blinde und seh-behinderte Menschen ist es auch schwer, wenn eine Halte-Stelle sehr groß ist. Wenn dort viele Busse und Bahnen fahren, dann ist es für sie schwer, den richtigen Bus oder die richtige Bahn zu finden. Das ist am Haupt-Bahnhof ein großes Problem.
Manche Menschen, die die Mobilitäts-Wende nicht wollen, sagen oft: Eine Mobilitäts-Wende ist nicht gerecht, weil behinderte Menschen vergessen werden. Das finden wir blöd. Wir möchten nicht, dass sie uns so benutzen. Vor allem weil vielen egal ist, was mit uns behinderten Menschen ist.
Eine Mobilitäts-Wende ist barrierefrei und inklusiv möglich.
Klima-Schutz ist barrierefrei und inklusiv möglich.
Das passiert heute oft nicht. Das muss sich ändern.
Die Klima-Krise bedroht vor allem behinderte, arme und alte Menschen. Und BI_PoC.
Wir sterben deutlich öfter bei Erdbeben, Überflutungen und Hitzewellen.
Wir finden es blöd, dass wir vergessen werden, wenn es um Klima-Schutz geht.
Wir freuen uns, dass Fridays for Future Bonn uns nicht vergisst.
https://www.instagram.com/p/C4OX9BcN0fK/?igsh=cHFkaWMxMmI4aTEw In dem Post geht es um unsere Rede. Jetzt kommen noch einige Fotos. Es gibt kein Foto, auf dem wir alle drei lächeln. Naja, ist ja nicht schlimm:)
Fotos von luizradephotography, philina_814 , Cleo Schröder und like_foxey.
Bildbeschreibungen:
1. Steve (mit gelber ver.di Warnweste) spricht am Mikrofon. Solveïg schaut Steve an und lächelt, Lena schaut irgendwo anders hin. Die drei stehen / sitzen auf einer kleinen Bühne.
2. Solveïg spricht am Mikrofon, Lena und Steve schauen aufs Handy bzw. Geradeaus. Die drei stehen / sitzen jetzt in einer Reihe auf der Bühne.
3. Lena (mit blauer Awareness Weste) spricht am Mikrofon. Jetzt sehen wir auch die Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache, die mit auf der Bühne steht.
4. Die drei von hinten auf der Bühne. Lena hat ein Schild umhängen, auf dem steht: „Mein Rolli kann nicht schwimmen“.
5. Steve von hinten am Megafon, als einer der Demozüge am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) ankommt. Wir sehen die Menschen, die das Frontbanner tragen, auf dem steht „United for Climate Justice“.
6. Lena, Steve und Solveïg stimmen sich vor ihrer Rede ab, um sie herum stehen viele Menschen. Im Hintergrund sehen wir Polizeiautos.