Rede bei der Mad Pride Köln 2025

Auf dem Foto sind Lena und Koi.
Lena ist weiß und hat braune Haare.
Dey trägt ein weißes Shirt und gelbe Ärmel.
Lena sitzt im Rollstuhl. Über den Beinen liegt eine Mad Pride Flagge.
Koi ist weiß und trägt schwarze Klamotten.
Em hat einen langen lila und pink gestreiften Schal um.
Daran hängt ein Faultier-Stofftier.
Koi trägt eine Kappe, Hörner und spitze Ohren.

Bildbeschreibung:
Auf dem Foto sind Lena und Koi.
Lena ist weiß und hat braune Haare.
Dey trägt ein weißes Shirt und gelbe Ärmel.
Lena sitzt im Rollstuhl. Über den Beinen liegt eine Mad Pride Flagge.
Koi ist weiß und trägt schwarze Klamotten.
Em hat einen langen lila und pink gestreiften Schal um.
Daran hängt ein Faultier-Stofftier.
Koi trägt eine Kappe, Hörner und spitze Ohren.
Bildbeschreibung Ende.

Am 11. Mai war die Mad Pride Köln.
Das Thema war: Democracy needs you.
Das ist englisch und heißt: Demokratie braucht dich.
Das kann verschiedenes bedeuten.
Unsere Rede nennt ein paar Sachen.
Lena und Koi haben für die Disability und Mad Pride Bonn gesprochen.
Maxi hatte geholfen die Rede zu schreiben.
Danke dafür!

Auf dem Foto seht Ihr 5 Menschen aus unserem Orga-Team.- S. mit einem Schirm, einem roten Schal und Kopfhörern- Lena mit der helllila/dunkellila gestreiften Mad Pride Fahne um die Beine gewickelt, im Rollstuhl und mit dem Disability und Mad Pride Bonn T-Shirt- L. Mit schwarzer Jacke und kurzen brauen Haaren- Koi mit schwarzer Kappe, künstlichen Ohren, einem Mad Pride Schal und einem Schild, auf dem steht: fix the system not me- M. mit lila Jacke und gelber Tasche, wir sehen das Gesicht nicht, davor ist eine Mad Pride Fahne

Bildbeschreibung:
Auf dem Foto seht Ihr 5 Menschen aus unserem Orga-Team.
– S. mit einem Schirm, einem roten Schal und Kopfhörern
– Lena mit der helllila/dunkellila gestreiften Mad Pride Fahne um die Beine gewickelt, im Rollstuhl und mit dem Disability und Mad Pride Bonn T-Shirt
– L. Mit schwarzer Jacke und kurzen brauen Haaren
– Koi mit schwarzer Kappe, künstlichen Ohren, einem Mad Pride Schal und einem Schild, auf dem steht: fix the system not me
– M. mit lila Jacke und gelber Tasche, wir sehen das Gesicht nicht, davor ist eine Mad Pride Fahne

Es gibt ein Video von der Rede.
Das findet ihr auf unserem YouTube-Kanal.
Link: https://youtu.be/nia29QDVSz8
Leider gab es während der Rede viele andere Geräusche.
Wir sind schwer zu verstehen.
Manchmal hat das Mikrofon nicht funktioniert.
Es gibt Untertitel.

Jetzt kommt unsere Rede:

Hallo, wir sind Koi, Pronomen em/ems
und Lena, Pronomen dey/deren, von der Disability und Mad Pride Bonn.

Vorsicht!
Wir sprechen über Ableismus und darüber, dass unsere Leben als behinderte Menschen als weniger wertvoll angesehen werden.
Und über Nazi-Deutschland.

Einfache Sprache:

Wir sagen kurz in Einfacher Sprache, worüber wir sprechen:
Demokratie braucht uns alle.
Demokratie ist, wenn alle mit entscheiden dürfen.
Es ist für viele schwer, aktiv etwas zu machen.
Gerade behinderte Menschen können oft nicht auf Demonstrationen gehen.
Viele behinderte Menschen dürfen inzwischen wählen.
Es gibt aber kaum behinderte Menschen in den Parlamenten.
Oft entscheiden Menschen ohne Behinderung über unser Leben.
Wir sagen: Nichts ohne uns über uns.
Wir wollen selbst entscheiden.

Wir erklären noch 2 Wörter:
Ableismus ist die Diskriminierung von behinderten, chronisch kranken, psychisch kranken, Verrückten, neurodivergenten und oder T*auben Menschen.
Zu diesen Menschen sagen wir oft auch CIMND*.
Denn nicht alle sagen über sich selbst: Ich bin behindert.

Schwere Sprache:

Demokratie braucht mich, braucht dich, braucht uns.
Weil sie wehrhaft sein muss. Eine wehrhafte Demokratie macht aktiv etwas gegen Faschismus und alles, was die Demokratie bedroht. Sie sorgt dafür, dass Feind*innen der Demokratie niemals die Chance bekommen, die Demokratie abzuschaffen. Hält sie zu lange aus, wird sie zu lange nicht aktiv, wird sie schwach.
So wehrhaft ist unsere Demokratie grad nicht. Rechte Menschen dürfen überall ihren menschenverachtenden Scheiß teilen, marginalisierte Menschen erleben immer mehr Diskriminierung, nie wieder war gestern schon zu spät.
Wir wehren uns, damit die Demokratie wehrhaft ist.

Dazu gehört, sich gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit einzusetzen. Für eine gerechte Demokratie für alle.
So wie wir hier heute.
Solange wir in Psychiatrien, Wohnheime und Werkstätten gesteckt und entrechtet werden, solange wir als weniger wert betrachtet werden, als Gefahr, solange ist dieses unterdrückende System eine Gefahr – nicht nur für uns. Die Geschichte hat gezeigt, dass das eine Gefahr für alle ist. Besonders, wenn die Demokratie schwach wird oder gar ausgehebelt wird. Nazi-Deutschland hat als Diktatur marginalisierte Gruppen ganz massiv verfolgt und versucht, zu vernichten. Auch Hunderttausende behinderte, als behindert gesehene, psychisch kranke und institutionalisierte Menschen wurden ermordet, viele weitere zwangssterilisiert – offiziell hieß es, dass sie von ihrem „unwerten Leben“ erlöst wurden.

Demokratie braucht mich, braucht dich, braucht uns.
Wir wissen aber auch, nicht alle von uns haben immer die Kraft dazu.
Oder die Zeit.
Oder die Löffel, also die Energie.
Und das wissen wir als behinderte, chronisch kranke, psychisch kranke, neurodivergente, T*taube Menschen, Krüppel und oder Verrückte, kurz CIMND* Menschen, ganz besonders gut.
Wir wissen, dass Demonstrationen oft einfach nicht zugänglich sind.
Weil sie nicht barrierefrei genug sind.
Weil unser Körper andere Pläne hat als wir.
Weil wir so sehr mit Überleben beschäftigt sind.
Wir wissen aber auch ganz besonders gut, dass Aktivismus nicht nur zugänglicher wird, sondern auch nachhaltiger und ganzheitlicher und stärker, wenn wir alle mitnehmen. Wenn die uns anführen und eine Rolle spielen, die am meisten marginalisiert werden.
Sie wissen am besten, wie zum Beispiel Demos barrierefreier werden.
Wir wissen, wie wir kreative Lösungen finden und mit Widersprüchen umgehen können.
Wie wir in den Grenzen unserer Körper aktiv sein können und die Grenzen nicht überschreiten. Aber auch, dass wir diese Grenzen mal überschreiten können. Weil manche Dinge es wert sind, dafür unsere Grenzen zu überschreiben. Wir wissen, wie wichtig es ist, währenddessen und danach füreinander da zu sein und uns gegenseitig zu unterstützen.

Demokratie braucht mich, braucht dich, braucht uns.
Aber hey, wir haben’s doch so gut. /Sarkasmus
Wow, inzwischen dürfen viele behinderte Menschen sogar wählen.
Also die mit deutschem Pass.
Und die, die über 18 Jahre alt sind.

Und doppelt wow, es gibt ja sogar behinderte Abgeordnete.
Also, ein oder zwei oder so.
Von denen wir wissen, dass sie eine Behinderung haben.
Die anderweitig meistens sehr privilegiert sind.
Und denen dann in der Arbeit in den Parlamenten vielen Schwierigkeiten, Barrieren und Diskriminierung begegnen.

Mensch, Lena, wir sollten echt mal dankbar sein.
Könnte noch viel schlimmer sein.

Wohl wahr, könnte schlimmer sein, aber auch viel viel besser.

Wie soll der Grundsatz „Nichts ohne uns über uns“ umgesetzt werden, wenn behinderte Menschen so selten die Entscheidungen treffen?
Wenn nicht-behinderte Personen uns nicht auf dem Schirm haben?/rw
Wenn das gesellschaftliche Bild von Behinderung ist: Oh du armes Ding, dein Leben ist ja furchtbar. Ich könnte das ja nicht, so zu leben.
Oder: Du bist doch nur faul.
Oder auch gut: Das bildest du dir nur ein?
Oder: Du übertreibst.

Bei solchen Bildern und Ansichten ist mit uns über uns zu sprechen anscheinend kaum eine Option. Wie auch, wenn wir so sehr leiden. Wenn wir nicht als volle Menschen gesehen werden. Wenn wir nicht als Expert*innen unseres eigenen Lebens anerkannt werden.

Wenn andere uns nicht den Raum geben/rw, dann nehmen wir ihn uns.
Wir sind hier, wir sind laut.
Auf ganz viele verschiedene Arten.
Manchmal sind wir laut, und andere hören es.
Manchmal sind wir laut, und andere sehen es – weil es ein gebärdensprachliches, schriftliches oder nicht-verbales Laut-Sein ist.
Manchmal sind wir laut und andere bekommen es nicht mit.
Aber nicht nur wir sind laut, weil wir hier sind.
Auch die, die nicht hier sind, können laut sein.
Viele sind laut.
Zum Beispiel am Handy oder am PC. Im Gespräch mit Freund*innen. Auf der Arbeit.
Oder im Bett.
So wie unsere Geschwister mit ME/CFS, also Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom, die Leute zur Liegenddemo aufgerufen haben, weil sie zu krank sind, um selbst zu demonstrieren. Stellvertretend für sie demonstrieren andere heute auf dem Altermark.

Wir als Disability und Mad Pride Bonn sagen:
Es gibt so viele Arten, aktiv zu sein.
Und wir erkennen an, dass gerade CIMND* Personen oft die Energie fehlt.
Wir sind kreativ, weil diese Welt nicht für uns gemacht ist. Wir finden andere Wege, was für die Demokratie zu machen, weil die herkömmlichen Wege oft nicht funktionieren.

Lasst uns gemeinsam solidarisch und intersektional aktiv und wehrhaft sein.
Und uns gegenseitig unterstützen.
Heute und an allen anderen Tagen.

Zum Beispiel bei unserer nächsten Disability und Mad Pride Bonn.
Am 12. Juli ab 13 Uhr in Bonn auf dem Frankenbadplatz.
Wir starten mit Infoständen, dann kommt eine Kundgebung.

Wir freuen uns, wenn wir viele sind und auf verschiedene Arten laut gegen Ableismus werden / sind.
Heute hier und morgen woanders.

Mad Pride Köln 2024

Letzten Montag war die Mad Pride Köln 2024.
Mad Pride heißt auf deutsch: Verrückt und stolz.
Also am 20. Mai 2024.
Die Demonstration findet einmal im Jahr statt.
Sie wurde von 2 Vereinen organisiert:
– Inklusion und Kultur e.V.
– Sommerblut Kulturfestival e.V.
Und wir waren da!

Lena und Koi aus unserem Team waren da.
Um kurz vor 2 Uhr nach-mittags waren sie am Neptunplatz.
Der liegt in Köln-Ehrenfeld.
Da ist die Demonstration losgegangen.
Ganz vorne war eine Person mit Megafon.
Das Gerät macht lauter, was die Person sagt.
Sie hat gesagt, was das Thema der Demonstration ist.
Zwei Leute hielten ein Banner.
Auf dem Banner stand: Gegen Zwang und Gewalt
Auf einem anderen Banner stand: Psychiatrie Tote zählen

Lena und Koi waren ganz vorne bei der Demonstration.
Lena hatte ein Schild dabei.
Auf einer Seite stand: Verrückt und Stolz.
Auf der anderen Seite stand: Proud to be Mad.
Das ist englisch und heißt: Ich bin stolz, dass ich verrückt bin.
Auf ihrem T-Shirt stand: Mad Liberation.
Das ist englisch und heißt: Verrückte Befreiung
Koi trug eine schwarze Kappe.
Auf der Kappe ist ein Grinse-Katzen-Grinsen.
Daran waren Katzen-Ohren befestigt.
Das passt zu dem Grinse-Katzen-Grinsen auf der Mad Pride Flagge.
Und Koi hatte einen langen Schal.
Der war pink-lila gestreift.
Wie die Mad Pride Flagge.
Auf Kois T-Shirt stand: Behindert und Stolz.

Die Lauf-Demonstration war ungefähr 1 und 1/2 Stunden lang.
Sie ging durch viele Straßen in Köln.
Ziel war ein Gelände mit Kunst-Werken aus Metall.
Und einer Bühne.
Der Ort heißt: Odonien.

Alle Menschen durften mitgehen:
queere Menschen
– behinderte Menschen
– nicht-behinderte Menschen
– Menschen, die geflüchtet sind
– Menschen, die aus anderen Ländern kommen
– Menschen, von denen die Eltern aus anderen Ländern kommen
– Menschen of Colour:
Menschen of Color werden auch People of Color genannt.
Das ist eine Selbstbezeichnung. Sie steht für Menschen, bei denen die Gesellschaft sagt: ihr seid nicht weiß. Sie erleben viel Rassismus.
– alte Menschen
– junge Menschen
– arme Menschen
– reiche Menschen
– Menschen, die in der Psychiatrie waren
– Menschen, die Sucht kennen

Wir waren sehr viele Leute.
Wir denken es waren ungefähr 300 Personen.
Es waren
– Erwachsene
– Kinder
– Hunde
da.
Und eine Musik-Gruppe.
Sie hieß: Kwaggawerk.
Sie haben die ganze Zeit Musik gespielt.
Das war sehr schön!
Aber auch sehr laut.

Auf dem Weg sind wir viele Straßen gegangen.
Auch viele Kreuzungen.
Wir haben viele Leute gesehen.
Viele Leute haben aus ihren Fenstern geschaut.

Auf der Demonstration haben wir gesagt:
– Wir sind alle anders. Das ist gut so.
– Weg mit den Grenzen. Grenzen beim Denken. Und Grenzen von Ländern.
– Wir sind stolz.
– Wir sind verrückt. Auf englisch heißt das: mad.
– Wir sind bunt.
– Wir sind selbstbewusst.
– Wir sind gegen Diskriminierung.
– Wir sind gegen alles, was menschen-feindlich ist. Also: Rechts-Populismus und rechts.
Und wir sind für die Rechte von:
– Minderheiten
– Menschen, die ausgeschlossen werden
– queeren Menschen
– Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind
– Menschen, die aus anderen Ländern kommen
– Menschen, von denen die Eltern aus anderen Ländern kommen
– Menschen of Colour
– Sinti und Roma:
Sinti und Roma sind eine Minderheit.
Sie leben verstreut in Europa.
Sie leben nicht nur in einem bestimmten Gebiet.
Sie erleben viel Diskriminierung.
– alten Menschen
– jungen Menschen

Wir alle sagen: wir sind gegen alles,
was menschen-feindlich ist.
Das heißt, wir sind gegen: Rechts-Populismus und rechts.
In Deuschland
und Europa.
Wir sagen:
– alle müssen frei sein
– wir sind für ein freies Deutschland
– wir sind für ein freies Europa
– Esst die Grenzen! Auf englisch heißt das: Eat the Borders!
Es bedeutet: Menschen müssen leicht nach Europa fliehen können.

Wie barriere-frei war die Demo?
Alles wurde nur in deutscher Laut-Sprache gesprochen.
Es gab keine Stufen bei der Lauf-Demonstration.
Die Demonstration war lang.
Auf der Straße waren manchmal Schienen.
Es gab Fahrrad-Rikschas.
Die Musik war sehr laut.
Es wurden viele kurze Pausen gemacht.
Es war manchmal sehr windig.
Das Ende der Demonstration war Odonien.
Der Boden bestand dort aus Steinen.
Mit dem Rollstuhl da fahren ist schwierig.
Es gab Tische und Stühle.